BARF

Nur Modetrend oder ernstzunehmende Alternative?

Beginnen wir mit der Begriffsbestimmung und ziehen dabei das Internet in Gestalt von Wikipedia zu Rate. Dort weiß man: Barf oder BARF ist eine Methode zur Ernährung fleischfressender Haustiere, die primär für Haushunde entwickelt wurde. Die Entwickler von BARF orientierten sich dabei an den Fressgewohnheiten der Wölfe und anderer wildlebender Hunde. In diesem Sinne wird ausschließlich rohes Fleisch, Knochen und Gemüse verfüttert, wobei der Tierhalter für die ausgewogene Zusammensetzung selber sorgen muss. Mittlerweile gibt es jedoch Unternehmen, die diese Marktlücke erkannt haben und eine Fütterung mit BARF einfacher gestalten. BARF ist heute nicht mehr alleine auf Hunde beschränkt, auch Katzenhalter bieten diese Ernährungsweise ihren Tieren an.

Das erste Mal tauchte der Begriff in den USA auf. Er wurde von Debbie Tripp benutzt, um sowohl einen Hundebesitzer zu bezeichnen, der seine Hunde nach dieser Methode ernährt, als auch das Futter selbst. Das Akronym BARF machte im Laufe der Zeit einen Bedeutungswandel durch. Zunächst stand diese Abkürzung für 'Born Again Raw Feeders' (wiedergeborene Rohfütterer), welche auch den ideologischen Aspekt dieser Bewegung verdeutlichte, dann 'Bones And Raw Foods' (Knochen und rohes Futter), im Deutschen wurde die Bedeutung 'Biologisches Artgerechtes Rohes Futter' dazu erfunden. BARF ist auch für 'Uneingeweihte' ein Wortspiel, da es im Umgangsenglisch auch Erbrechen bedeutet.

Unter Tierärzten ist diese Methode umstritten. Kritiker und Ernährungswissenschaftler sehen vermehrt Mangelerscheinungen, Magen-Darm-Probleme einschließlich Verstopfungen und Durchfälle, Zahnfrakturen und Fremdkörpererkrankungen durch Knochen sowie die Möglichkeit der Übertragung verschiedener Krankheiten (beispielsweise Pseudorabies, aber auch Zoonosen wie etwa Salmonellose oder Campylobacter-Enteritis). Zudem ist es schwierig, eine bedarfsgerechte Ration zusammenzustellen. So nehmen Wölfe beispielsweise Rohfaser selten in Form von Pflanzen auf, sondern fressen vorverdaute pflanzliche Stoffe aus dem Verdauungstrakt ihrer Beutetiere.

Eine 'abgespeckte' BARF -Methode ist die kombinierte Fütterung mit Tiefkühlfleisch und gefrosteten tierischen Nebenerzeugnissen, teils auch mit (wenig) Knochen und professionell hergestellten Getreide- und Gemüseflocken. Hier liegen die pflanzlichen Fütterungsbestandteile 'technisch vorverdaut' vor, was die Vorgänge im Verdauungskanal der Beutetiere gut imitiert. Der Anspruch 'roh' wird über die fleischliche Tiefkühlkost erfüllt, das schnelle Einfrieren beim Erzeuger mindert auch die hygienischen Bedenken der BARF -Gegner.

In diesem Zusammenhang sollte beachtet werden, dass Hund und Mensch seit mindestens einigen zehntausend Jahren zusammenleben. Während dieser Zeit hat sich der Hund zwangsläufig auch zum Resteverwerter entwickeln können oder vielmehr müssen. Eine Ernährung wie beim Wolf ist natürlich weiterhin möglich, weil durch die Rassenbildung und züchterische Bemühungen zwar das äußere Erscheinungsbild der Hunde geändert wurde, der Bau und die Funktion der Verdauungsorgane aber im Rahmen der Domestikation kaum beeinflusst worden sind.

Eins steht fest, statt sich gegenseitig zu ergänzen gibt es mehr und mehr ein Pro und Contra zwischen BARFern und den Anhängern industriell gefertigter Nahrungsmittel, meist aber mit kommerziellem Hintergrund, jeder will natürlich seine Methode in den Vordergrund rücken und verdammt zum Erreichen dieses Zieles die andere Seite. Natürlich ist die sogenannte Rohfütterung nicht nur ein Modetrend einiger 'Spinner', denn sowohl Hund als auch Katze lassen sich auf jeden Fall gut mit BARF ernähren. Aber das bedingt neben einem mehr als gut gefüllten Geldbeutel vor allem bei größeren Rassen bzw. mehreren Tieren auf jeden Fall umfangreiches Wissen in Sachen Nahrungszusammensetzung, Bedürfnissen und artgerechter Ernährung. Bei selbst gemixten Mahlzeiten besteht immer die Gefahr der Mangel- oder Überversorgung, die keinesfalls unterschätzt werden sollte. Hunde und Katzen haben nun mal andere Bedürfnisse als wir Zweibeiner. Immer wieder stellen Tierärzte bei BARF-ernährten Tieren ein Zuviel an Kalzium durch übermäßige Knochenfütterung und in Schieflage gekommenes Kalzium-Phosphor-Verhältnis bzw. einen Mangel an Spurenelementen fest. Dazu kommt oft noch eine Überversorgung mit Vitaminen. Auf die Gefahr der Ansteckung mit allen möglichen Krankheiten wurde bereits eingangs hingewiesen.

Natürlich ist BARF keine neue Erfindung unserer Zeit sondern eine uralte Methode der Ernährung von Hund und Katze. Nur haben wir unseren Vorfahren, die notgedrungen BARFten, eins voraus: Ein umfangreiches Wissen um die Ernährung von Hund und Katze. Und dieses Wissen tagtäglich in die Praxis umgesetzt ist doch auch eine Grundlage dafür, dass unsere vierbeinigen Hausgenossen eine immer höhere Lebenserwartung haben und in der überwiegenden Mehrzahl bis ins hohe Alter fit und gesund sind. Industriell gefertigte Tiernahrung ist heutzutage keineswegs mehr eine Mischung aus allen möglichen meist unappetitlichen Schlachtabfällen. Strenge Kontrollen (meist strenger als in der Lebensmittelindustrie für die menschliche Ernährung) und Auflagen EUweit durch die zuständigen staatlichen Stellen haben dazu geführt, dass im Laufe der über 100-jährigen Geschichte industriell gefertigter Tiernahrung ein deutlicher Qualitätssprung gemacht wurde und man den auf der Verpackung stehenden Angaben zu Inhaltsstoff en durchaus vertrauen kann.

Wer also das nötige Wissen, gepaart mit der zur Verfügung stehenden Zeit hat, für den ist BARF sicher eine interessante Alternative, zumal die Heimtierindustrie mittlerweile ein breites Sortiment an Nahrungsergänzungen bereit hält, mit dessen Hilfe Mangelerscheinungen und Überdosierungen vorgebeugt werden kann. Aber man sollte nicht einfach von einem Tag zum anderen von z.B. Trockennahrung auf BARF umstellen. Martin Buksch brachte es in der Zeitschrift hundkatzepferd auf den Punkt: 'Wenn ein Hund auf Rohfütterung umgestellt werden soll, sollte dies unbedingt langsam und Schritt für Schritt, auf keinen Fall abrupt erfolgen, da der Verdauungstrakt des Hundes zwar im Wesentlichen dem wild lebender Vorfahren ähnelt, sich jedoch auch einer über längere Zeiträume verabreichten Kost in gewissem Umfang anpasst.'
Mit freundlicher Genehmigung des Grau Redaktionsservice


Anmerkung der Redaktion.:
Im Zuge der Schilddrüsen-Reihenuntersuchung beim Eurasier hat sich gezeigt, dass roh ernährte Eurasier, die z.B. Schlund u.ä. zu fressen bekommen, teilweise erheblich erhöhte T4-Werte aufweisen !