Körpersprache für Hundehalter

Die Atmung

Falsches Atmen fördert Missverständnisse

Hunde spüren genau, wie ihr Besitzer atmet. Und sie wissen sofort, wie er sich gerade fühlt. Wer die Atmung gezielt einsetzt, um besser mit seinem Hund zu kommunizieren, kann hierbei kräftig punkten. Wir haben für Dich hier zusammengestellt, welche Atemtechniken bei Hunden am besten wirken.

Abgesehen vom Kopf mit seinen vielen feinen Signalen, ist der Oberkörper eines der wichtigsten Zentren der Körpersprache. Er kann sich imposant aufrichten, demütig zusammenkrümmen, frontal sein oder seitlich drehen. Da der Torso einen Großteil des menschlichen Körpers ausmacht, hat er für den Hund eine enorme visuelle Signalwirkung. Veränderungen im Bereich des Oberkörpers sind auch auf weite Entfernung hin zu sehen, was gerade beim Distanztraining hilft.

ruhiges, gleichmäßiges Atmen

Aber auch aus direkter Nähe lässt sich mit dem Oberkörper erstaunlich präzise auf den Hund einwirken. Er vermag, den Weg frei zu geben oder ihn zu blockieren. Er kann Aktionen beschleunigen oder verlangsamen. Es gibt kleine Zeichen, die lediglich durch gezieltes Ein- oder Ausatmen wirken, mittlere Zeichen, die durch Schulterbewegungen zustande kommen, und große Zeichen, bei denen auch die Arme mitsamt Händen aktiv sind. Beginne mit den kleinen Zeichen, indem Du Deine Atmung gezielt trainierst und bei der Kommunikation mit dem Hund einsetzen.

Atmung spiegelt Stimmungen

Hunde bemerken sofort, ob die Atmung ihres Gegenübers ruhig, beschleunigt oder gar hektisch ist. Diese feinen Antennen haben sie von Geburt an, denn die Atmung anderer verrät, was gerade in ihnen vorgeht, und diese Information kann für einen Hund überlebenswichtig sein. Hebt und senkt sich der Brustkorb ruhig und gleichmäßig, ist die Atmosphäre entspannt. Vibriert er förmlich unter schnellen Atemzügen, spricht das für Erregung oder körperliche Anstrengung. Bei Hunden ist das Heben und Senken des Brustkorbs meistens deutlich zu sehen. Außer sie haben ein sehr üppiges, langes Haarkleid. Doch selbst bei ihnen ist der Atemrhythmus erkennbar, wenn man die Oberlinie des Rückens beobachtet. Da wir in den seltensten Fällen mit entblößtem Oberkörper in der Öffentlichkeit auftreten, haben Hunde das Problem, unsere Atmung trotz Pullover, Jacke oder Mantel richtig einzuschätzen. Umso weiter Du dabei vom Hund entfernt bist, desto schwieriger ist das für sie. Deshalb ist es von Vorteil, beim Training mit dem Hund eng anliegende Oberteile zu tragen, die den Atemrhythmus gut widerspiegeln.

Betontes Einatmen, Luftanhalten

Das sich die Atmung direkt auf die Signalwirkung des Oberkörpers auswirkt, sollte nicht zufällig sein, sondern gezielt erfolgen. Ansonsten geschieht gerade in neuen Situationen genau das, was den Lernerfolg des Hundes gefährdet: Der Ausbilder verspannt sich und hält die Luft an. Dadurch entsteht eine deutlich spürbare Spannung, die Hunde schnell als Druck oder sogar als Bedrohung empfinden.

Beides ist von Nachteil. Denn die nachhaltigsten Trainingserfolge werden in einem entspannten Umfeld erarbeitet. Nun ist es tatsächlich nicht leicht, die eigene Atmung gezielt zu beeinflussen. Sobald wir uns auf etwas anderes konzentrieren, verfallen wir in einen Atemautomatismus, der unter Umständen auch das ungewollte Stocken der Atmung mit sich bringt. Doch das lässt sich trainieren, und weil der Dialog mit dem Hund dadurch so viel einfacher wird, lohnt sich ausgiebiges Atemtraining.

Praktische Trainingstipps

Als Erstes steht die Grundatmung auf dem Übungsplan. Dahinter verbirgt sich der Versuch, so viel Luft wie möglich einzuatmen. Um Schwindelgefühle zu vermeiden, schöpft man zuerst lediglich das normale Atemvolumen aus. Nach und nach nimmt man etwas mehr Luft auf, was – bei regelmäßigem Training – zu einer Vergrößerung des Lungenvolumens führt. Diese Übung verhilft zu einer ruhigeren, wirksameren Atmung, die den Körper optimal mit Sauerstoff versorgt. Auf den Hund wirkt diese Atemtechnik ruhig und souverän. Sie ist somit eine gute Basis für verschiedene Lernsituationen. Tipp: Anfangs erst in den Bauch und dann in die Brust einatmen, dann zuerst aus der Brust und dann aus dem Bauch heraus ausatmen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Atemrhythmus. Ist er unruhig, was in Stresssituationen ganz schnell geschieht, überträgt sich das umgehend auf den Hund. Er bemerkt den unregelmäßigen Atem seines Trainers und wittert Gefahr. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen, ansonsten wäre der Atem des Chefs ja nicht beschleunigt. Um das zu vermeiden, sollte auch der Atemrhythmus trainiert werden. Wer gleichmäßig atmet, atmet genauso lange ein wie aus. Anfangs hilft mitzählen: fünf Sekunden lang einatmen, fünf Sekunden lang ausatmen. Mit der Zeit die Dauer des Ein- und Ausatmens steigern. Aber immer nur so viel, dass es als angenehm empfunden wird. Keinen falschen Ehrgeiz entwickeln. Das schadet beim Erlernen entspann ter Atemtechnik.

Der Übergang zwischen Ein- und Ausatmen gehört ebenfalls zum Übungsplan. Oft entsteht hierbei nämlich eine Lücke, die sensible Hunde sofort wahrnehmen. Da stockt etwas, und das verursacht Stress. Das Einatmen sollte möglichst übergangslos ins Ausatmen übergehen, was sich ganz gut mit folgendem Bild trainieren lässt: Man stellt sich vor, auf einem großen Rad zu sitzen, das sich ganz gleichmäßig vorwärts bewegt. Während der Aufwärtsbewegung atmen wir ein, am höchsten Punkt angekommen, setzt das Ausatmen ein, um am tiefsten Punkt der Bewegung wieder ins Einatmen überzugehen.

Wer richtig atmet, hat es auf jeden Fall leichter mit seinem Hund, weil er aus dem Atemrhythmus Stimmungen abliest. Die sind jedoch oft überhaupt nicht förderlich für den Dialog miteinander, sondern fördern Druck, Stress und Missverständnisse. All das wirkt sich gleich wieder auf die Atmung aus. Sie geht noch unregelmäßiger, hektischer oder stockt. Am besten beim Umgang mit dem Hund erst mal auf eine ruhige, gleichmäßige Atmung achten. Das schafft eine angenehme Arbeitsatmosphäre und eine gute Basis für weitere Signale des Oberkörpers. Steht hingegen eine klare Forderung an, darf man dieser ohne Weiteres durch tiefes Einatmen Nachdruck verleihen. Wirkt der Hund überfordert, ist bewusstes Ausatmen ein gutes Mittel, um die Situation sofort zu entschärfen. Ist man selbst gestresst, einfach stärker ausatmen als einatmen, das entspannt.

Raumkontrolle

Text: Gabriele Metz
Inhalte: Ramona Teschner
Fotos: W. Vorbeck

mit freundlicher Genehmigung des VDH