Körpersprache für Hundehalter

Die Arme und Hände

Einzeln und auch im Duett erfolgreich

Sitz! Platz! Bleib! – All das und viel mehr können Arme und Hände signalisieren. Und das aus direkter Nähe und aus großer Distanz. Gleichzeitig vermögen sie sensible Hunde zu beruhigen und Schlafmützen zu motivieren.

Auch die Arme mitsamt Händen gehören zum Oberkörper, und auch sie sind aus der Kommunikation mit dem Hund kaum wegzudenken. Sie unterstreichen die eigene Persönlichkeit, aktuelle Stimmungen, geben einladende, auffordernde, abweisende, beschwichtigende oder auch drohende Signale.

Sitz - Platz - Bleib

Arme und Hände sprechen übrigens immer dann eine besonders glaubwürdige Sprache, wenn sie ganz unbewusst zum Einsatz kommen und mit Gesten das Gesagte unterstreichen. Was beim Umgang mit anderen Menschen sympathisch und seriös macht, ist beim Umgang mit dem Hund nicht unbedingt von Vorteil. Hier punktet man nicht, weil man seinen Emotionen freien Lauf lässt. Hier ist vielmehr ein gut durchdachter, zielgerichteter und konsequenter Einsatz von Armen und Händen gefragt. Konsequent bedeutet in diesem Fall vor allem: immer bei dem einmal gewählten Signal zu bleiben. Wenn eine zum Boden weisende Handfläche das Stimmkommando 'Platz' unterstreichen soll, dann darf beim nächsten Mal keine zum Himmel weisende Handfläche ihren Platz einnehmen. Und wenn die Signalwirkung der eigenen Arme und Hände nicht ausreicht, um dem Hund alles gut verständlich mitzuteilen, dann ist es durchaus denkbar, künstliche Verstärker einzusetzen. Hier lohnt es sich, wieder einmal bei den Reitern über den Zaun zu schauen. Eine Reitgerte kann eine hervorragende Verlängerung des eigenen Armes sein. Nicht, um den Hund damit zu züchtigen, sondern, um die Signalwirkung eigenen Körpersignale deutlicher und weit reichender zu machen.

Durchaus auch solo

Doch erst mal zurück zu den Signalen, die Arme und Hände problemlos ohne Unterstützung meistern. Der Klassiker ist der erhobene Zeigefinger, der in Verbindung mit einem leicht vor dem Körper gewinkelten Oberarm und aufrecht zeigendem Unterarm das Stimmkommando 'Sitz' begleitet. Senkt sich der Unterarm leicht ab und der erhobene Zeigefinger weicht einer ausgestreckten, parallel zum Boden weisenden Handfläche, ertönt gleichzeitig das 'Platz'- Kommando. Der Hund soll sich hinlegen. Die Kommandos 'Sitz' und 'Platz' lassen sich gut mit dem Zusatz-Kommando 'Bleib' verknüpfen. Dazu folgen beim 'Sitz' auf den erhobenen Zeigefinger eine senkrecht nach oben weisende Handfläche und das Stimmkommando 'Bleib'. Bei 'Platz' dreht hebt sich die zuvor nach unten weisende Handfläche ebenfalls in eine aufrechte Position – begleitet vom Stimmkommando 'Bleib'. Da Hunde manchmal auch auf Kommando hin stehen bleiben sollen, bietet sich hierfür ebenfalls ein Handzeichen an. Zum Beispiel eine nach vorn zeigende, seitlich abgekippte Handfläche. Dieses Signal ist am einfachsten zu geben, wenn die Handfläche und Unterarminnenseite zur Körperseite hin zeigen. Die Drehung nach außen wäre für den Hund als 'Steh'-Signal ebenfalls durchaus erlernbar, sie ist für den Hundeführer aber wesentlich anstrengender auszuführen.

... und auf Distanz

zurück bleiben

All diese Handzeichen funktionieren aus der Nähe und auch auf Entfernung. Ein erfolgreiches Distanztraining setzt allerdings ein ausgiebiges Training aus nächster Nähe voraus. Also erst mit wenig Abstand zum Hund üben. Dann die Distanz nach und nach allmählich erhöhen. Hierbei ist übrigens der Einsatz eines Hilfsmittels hilfreich: Ein Clicker ermöglicht, den Hund bei erwünschter Reaktion auch auf Distanz hin sofort zu bestätigen.

Mit einem Leckerchen ist das nur möglich, wenn sich der Hund in direkter Reichweite befindet. Ein Clicker ist ein kleines Objekt, das ein knackendes Geräusch von sich gibt, wenn man es drückt. Der Klick erfolgt, sobald der Hund etwas richtig gemacht hat, direkt danach gibt es ein Leckerchen. Hunde erlernen diesen Zusammenhang sehr schnell und wissen deshalb auch beim Distanztraining genau, dass ein Klick ein Leckerchen verheißt.

Manchmal besser seitlich

Mit den Armen und Händen lässt sich eine Vielzahl individueller Signale einstudieren. Doch wie steht es eigentlich um das angeborene Empfinden des Hundes, wenn Arme ins Spiel kommen? Was wertet er als freundliche Geste, was als Bedrohung? Versteht er das Ausstrecken des Armes instinktiv als Demutsgeste mit sozialer Begrüßungskomponente, oder fühlt er sich davon sogar bedroht? Das hängt ganz von der Situation und von der Art der Annäherung des Armes ab. Schnellt ein ausgestreckter Arm mit nach unten gedrehter Handfläche von oben herab auf einen Hund zu, wirkt das auf ihn bedrohlich. Manche Hunde schrecken davor regelrecht zurück, andere reagieren wütend. Ganz anders ist die Wirkung, wenn sich die Hand des Menschen mit nach oben gewandter Handfläche von unten oder seitlich nähert. Das wirkt weitaus weniger bedrohlich. Unter Hunden gibt es eine ähnliche Verhaltensweise: das Pföteln. Dabei hebt der Hund eine Vorderpfote an und bewegt sie in Richtung des überlegenen Artgenossen. Hierbei handelt es sich um eine Beschwichtigungsgeste, die vom Menschen oft fälschlicherweise als frecher Übergriff auf den anderen Hund gewertet wird.

Pföteln

Pföteln kommt aber auch beim Spielverhalten von Hunden untereinander vor. Dem Menschen gegenüber zeigen es Hunde beim Betteln, was folglich für ein Demutssignal spricht: 'Bitte gib mir etwas. Ich bin auf dich angewiesen.' Im Spiel mit dem Menschen ist Pföteln auch zu sehen. Hier ist es jedoch ein stark aufforderndes Signal, das aufkeimende Dominanz – gepaart mit Freundlichkeit – vermuten lässt. Das wiederholte Heben und Senken der Pfote ist eine angeborene Verhaltensweise des Hundes, die vermutlich auf den Milchtritt des Welpen zurückgeht. Pföteln hat somit eine hohe soziale Komponente. Das stoßartige Vorschieben einer Pfote oder das seitliche Auflegen der Pfote auf den Rücken des Artgenossen – oft eine Vorstufe des Aufreitens – ist hingegen eine dominante Geste.

Tipps für Kids

Atme ganz ruhig durch den Mund ein und aus. Stelle dir dabei vor, du hättest eine Feder im Mund, die sich beim Atmen nicht bewegen darf. Stelle dir beim Einatmen vor, dein Körper wäre ein großer Luft ballon, der sich zu allen Seiten hin gleichmäßig ausdehnt, wenn du einatmest.

Tipps für Anfänger

Lassen Sie sich beim Dialog mit Ihrem Hund von einem Bekannten mit der Videokamera filmen. Sehen Sie sich Ihre Körpersprache anschließend in aller Ruhe an, und überlegen Sie, was zu verbessern wäre. Achten Sie darauf, einmal eingeführte Handzeichen zukünftig immer in dieser Situation einzusetzen. Achten Sie auf die präzise Ausführung der Handzeichen.

Tipps

Bevor Sie Ihren Hund an die Longe nehmen, sollten Sie dieses Experiment mit einem Bekannten wagen. Er hält die Longe in der Ihnen zugewandten Hand und läuft im Kreis um Sie herum. Versuchen Sie nun, Ihren Bekannten mithilfe von Longenimpulsen und Körpersprache zu steuern. Wenn es in bestimmten Situationen immer wieder zu Missverständnissen zwischen Ihnen und Ihrem Hund kommt, sollten Sie Ihre Körpersprache von einer weiteren Person beobachten lassen. Sprechen Sie mit dem Beobachter über die Wirkung Ihrer Körpersprache.

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Text: Gabriele Metz
Inhalte: Ramona Teschner
Fotos: W. Vorbeck

mit freundlicher Genehmigung des VDH